Nachdem im vergangen Jahr bereits der BUND Naturschutz in Bayern sein 100-jähriges Bestehen feiern konnte, blickt unsere Ortsgruppe in diesem Jahr auf  30 erfolgreiche Jahre zurück. Seit der Gründung am 12. Januar 1984 wurden von engagierten BN-Mitgliedern viele Umweltprojekte in den 4 Gemeinden umgesetzt und dadurch natürliche Lebensräume geschützt oder neu geschaffen. Das Jubiläumsjahr bescherte dem BUND Naturschutz neue Rekordmitgliederzahlen (Landesverband über 200.000 Mitglieder, die Kreisgruppe München über 20.000) und unsere Ortsgruppe ist auf über 800 Mitglieder angewachsen.

In den vergangenen 30 Jahren haben unsere Gemeinden ihr Gesicht stark verändert. Der Siedlungsdruck in der Wachstumsregion München wird immer größer. Neue Gewerbegebiete und die Erschließung von Wohnbaugebieten sowie der Bau von Umgehungs- und Entlastungsstraßen lassen natürliche Freiräume immer mehr schrumpfen. Ganze Gemeindeteile sind neu entstanden wie  „Auf der Haid“ in Neubiberg und „Vivamus“ in Unterbiberg, große Gewerbegebiete in Riemerling und Brunnthal Nord, die Bebauung des Grünzugs durch Infineon. Umso wichtiger ist es, durch engagierten Umweltschutz ein Gegengewicht zu schaffen.

Ein Jubiläum bietet die Gelegenheit innezuhalten und zurückzublicken! Was waren unsere wichtigsten Projekte in den vergangenen 30 Jahren?

Umweltgarten Neubiberg: Kaum eine andere kommunale Einrichtung im Südosten des Landkreises München dürfte so beliebt bei Jung und Alt sein wie der Umweltgarten Neubiberg, der im Mai 1988 eröffnet worden ist. „Die Absicht dieser Einrichtung ist, eine Urform des harmonischen Zusammenlebens zwischen Mensch und Natur, mit den Pflanzen und Tieren in einer Gemeinschaft, aufzuzeigen.“ (Zitat aus dem Vorwort zur gemeindlichen Broschüre aus dem Jahr 1993 „Umweltgarten Neubiberg – ein Wegweiser“).

Was hat nun die BUND Naturschutz-Ortsgruppe damit zu tun? Nun, sie war sozusagen ab dem ersten Tag maßgeblich an der im  Herbst 1984 ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft „Natur und Umwelt in Neubiberg“ beteiligt, welche mit der Erarbeitung eines Konzepts für den künftigen Umweltgarten betraut wurde. Innerhalb dieses Gremiums übernahm die Ortsgruppe federführend die Planung für den Bau eines rd. 1.500 qm großen Teiches im zentralen Bereich des Umweltgartens. Für ihre tatkräftige Mitwirkung an der Gestaltung des Umweltgartens erhielt die Ortsgruppe im Jahr 1988 eine Anerkennungsurkunde der Gemeinde Neubiberg.

Anlage und Pflege von Biotopen in Hohenbrunn, Neubiberg und Riemerling: Kaum war die Ortsgruppe 1984 gegründet worden, wagte sie sich im Jahr 1985 auch schon an den Bau zweier Teiche im Bereich des Altersheims „Haus im Wald“ in Riemerling. Ausgangspunkt für die Errichtung dieser Feuchtbiotope war die Beobachtung, dass in der Umgebung zwar eine Kröten- und Molchpopulation vorhanden war, die in der Natur vorhandenen Laichmöglichkeiten für diese Amphibien aber immer seltener wurden. Nach einer intensiven Planungs- und Bauphase war es am 26. Juni 1985 so weit: Die Freiwillige Feuerwehr Hohenbrunn flutete die beiden Teiche. Für Planung, Bau und Erstbepflanzung der Feuchtbiotope wurden von den aktiven Mitgliedern der Ortsgruppe deutlich über 400 (!) Arbeitsstunden aufgewendet. Einer der beiden Teiche ist mittlerweile leider nicht mehr vorhanden, er musste einem Erweiterungsbau des Altersheims weichen.

Mitglieder der Ortsgruppe waren auch maßgeblich am Bau der Teiche im Schopenhauer Wald beteiligt, für deren Anlage die Gemeinde Neubiberg im Jahr 1986 eine Auszeichnung im Rahmen des Wettbewerbs „Lebensraum naturnahe Gewässer“ bekommen hat.

Im Jahr 1988 legte die Ortsgruppe dann in einem Waldstück in der Nähe des Altersheims „Haus im Wald“ einen weiteren Teich mit Sumpfzonen an. Mit dem Aushubmaterial wurde zudem gleich angrenzend ein Trockenbiotop geschaffen.

Das nächste größere Biotop-Projekt der Ortsgruppe war in den Jahren 1989/1990 die Anlage eines Teiches mit angrenzenden Sumpfzonen auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube am Grasbrunner Weg in Hohenbrunn. Der Bau dieses Feuchtbiotops wurde 1992 mit dem Umweltpreis der Bayerischen Landesbausparkasse ausgezeichnet.

Seither wurden zwar keine neuen Biotope mehr geschaffen, die Pflege der bestehenden bleibt aber eine jährlich wiederkehrende, arbeitsintensive Aufgabe.

Amphibienschutzmaßnahmen: Durch die Anlage und Pflege von Teichen wird der Kröten, Fröschen und Molchen eine Überlebensmöglichkeit gegeben. Alljährlich im Frühjahr, wenn die Amphibien zu ihren Laichplätzen wandern, sind sie jedoch in Lebensgefahr, da in der Regel dabei auch Straßen überquert werden müssen. Deshalb betreut die Ortsgruppe seit vielen Jahren mit anderen engagierten Tierschützern während dieser Zeit in den Abendstunden die Krötenwanderung am Ende der Ottostraße in Riemerling und einen Krötenzaun an der Theodor-Heuss-Straße in der Waldkolonie. Besonders für Familien mit Kindern ist dies ein beeindruckendes Erlebnis, wie man unmittelbar Tiere schützen kann.

Ökopost: Bereits im Herbst 1987 begann die noch junge Ortsgruppe mit der Herausgabe einer Umweltzeitung für den Südosten des Landkreises München. Ziel war es, vor Ort über aktuelle umweltpolitische Themen zu informieren. Der Name der Zeitung war anfangs „Umweltnachrichten“, ab Mitte 1993 kam es zur Umbenennung in „Ökopost“. Bereits ab der zweiten Ausgabe beteiligten sich auch andere Vereine und Initiativen aus dem Bereich Natur-, Umwelt- und Tierschutz, nämlich „Natur und Umwelt Süd-Ost e.V,“ der „Arbeitskreis Mensch und Tier Neubiberg“ und die „Mütter gegen Atomkraft e.V.“ Ab Mitte 2006 schloss sich dann auch noch der „Umweltgartenverein Neubiberg e.V.“ an.

In den ersten Jahren erschien die Zeitung mit vier Ausgaben pro Jahr, später mit drei und seit 1998 gibt es jeweils eine Frühjahrs- und eine Herbstausgabe mit einer Auflage von über 1200 Exemplaren.

Seit Anfang 1997 ist Eberhard Raasch vom BUND Naturschutz verantwortlicher Redakteur der „Ökopost“. U.a. für diese Tätigkeit wurde ihm 2006 der Neubiberger Umweltpreis verliehen. In seiner Laudatio beschrieb beschrieb Herr Marc Wißmann von der Gemeinde Neubiberg die Arbeit der „Ökopost“ und ihrer Macher wie folgt: „Kritisch, engagiert, aber nie unfair – so verstehen die „Zeitungsmacher“ ihren Auftrag zur Berichterstattung, und jeder, der die „Ökopost“ kennt, wird ihnen gerne bestätigen, dass sie diesem Anspruch gerecht werden.“

Umweltstammtisch: Im März 1993 gründeten Anton Anderl und Stephan Steingen unter der Trägerschaft der BUND Naturschutz Ortsgruppe den „Neubiberger Umweltstammtisch“. Gut 10 Jahre lang traf man sich nun am jeweils ersten Montag eines Monats (mit Ausnahme August und Dezember), fast ausnahmslos in der  Ökoschule im Umweltgarten Neubiberg. In lockerer Atmosphäre, aber trotzdem fundiert, wurden die unterschiedlichsten Themen aus dem Bereich Natur- und Umweltschutz vorgestellt und diskutiert. Den beiden Organisatoren war es ein besonderes Anliegen, zeitnah auf neue regionale und auch überregionale Themen und Entwicklungen einzugehen. Erstaunlich häufig gelang es, kompetente Referentinnen und Referenten zu gewinnen, was besonders zu vermerken ist, weil aus finanziellen Gründen keinerlei Honorare gezahlt werden konnten.

Die Bandbreite der behandelten Themen bei den insgesamt rd. 100 Stammtischveranstal-tungen war enorm. Man könnte es auch so formulieren: Die Themenpalette reichte von A (wie Atomkraft) bis Z (wie Zweckverband).

Für ihren Einsatz wurde den Organisatoren von der Gemeinde Neubiberg der Umweltpreis 1987/1988 verliehen.

Kindergruppe: Im Mai 1994 startete die Ortsgruppe ihr Kinderprogramm unter dem Motto „Natur erleben mit der ganzen Familie“. Es wurden gemeinsame Ausflüge für Kinder von 4-12 Jahren am Wochenende angeboten. Daraus entwickelte sich 1995 eine Kindergruppe, die sich regelmäßig 14-tägig im Neubiberger Umweltgarten in der Ökoschule traf. Themen waren Erforschen der Natur, Naturerfahrungsspiele, basteln mit Naturmaterialien, beobachten der jahreszeitlichen Veränderungen, aber auch Sensibilisierung der Kinder für Umweltzerstörungen und Hinterfragen des eigenen Lebensstiles. In den Sommerferien wurde zusätzlich ein gemeinsamer Fahrradausflug mit den Eltern angeboten, u.a. ins Walderlebniszentrum Grünwald, auf einen Biobauernhof in Deining, in den Erlebnisgarten nach Siegertsbrunn zum Brotbacken, zur Burg Schwaneck und in den Taufkirchner Umweltgarten. Zunehmende Schwierigkeiten, Betreuer zu finden und die starke zeitliche Belastung der Kinder durch verschiedenste Aktivitäten führten zum Ende der Gruppe im Oktober 2002.

Zukunftswald Neubiberg 2000 in Neubiberg: Mit der Aktion „Zukunftswald 2000“ wurde bundesweit vom BUND an zahlreichen Orten ein ökologisches Zeichen zur Jahrtausendwende gesetzt. Unserer Ortsgruppe ist es in Zusammenarbeit mit der Gemeinde gelungen, auch in Neubiberg einen Zukunftswald anzulegen. Auf dem ehemaligen Militärflughafen, gegen den auch die Ortsgruppe lange gekämpft hatte, konnten im Rahmen der Umgestaltung in einen Landschaftspark, auf einer ca. 7 ha großen Fläche direkt neben dem neuen Friedhof rund 130 Bäume gepflanzt werden. Unter Beteiligung der Landschaftsarchitektin Gräfin Schönborn wurde ein Pflanzplan mit Hainbuchen, Eichen, Eschen, Linden, Ahorn, Birken, Wildbirnen und –kirschen, sowie einigen Kiefern erstellt.  Alle Bäume wurden von Bürgern, Vereinen, Organisationen und Firmen aus Neubiberg und der näheren Umgebung gespendet und in 2 großen gemeinsamen Aktionen in den Jahren 1999 und 2000  gepflanzt. Jeder Baumspender erhielt eine repräsentative Mappe mit einer persönlichen Urkunde, auf einer Tafel am Zukunftswald wurden zudem die Namen aller Spender verewigt. Der Zukunftswald liegt in der grünen Mitte Neubibergs zwischen den Ortsteilen Neubiberg und Unterbiberg und gedeiht prächtig.

Streuobstwiese Hohenbrunn-Wächterhof (2000): Ermutigt durch den großen Erfolg des Zukunftswaldes nahm die Ortsgruppe im Jahr 2000 gleich das nächste große Projekt in Angriff und legte mit Unterstützung der Gemeinde Hohenbrunn eine Streuobstwiese an. Auf einem 6000qm großen Grundstück am Südostrand der Rodungsinsel Hohenbrunn wurden im Frühjahr 38 verschiedene alte Obstbaumsorten (Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen, Quitten und Walnuss) aus der Demeterbaumschule  Brenninger  gepflanzt. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Zannoth arbeiteten 25 freiwillige Helfer mit großem Einsatz und spürbarer Begeisterung. Die Wiese wurde dem BUND Naturschutz von der Gemeinde kostenlos überlassen, die Pflegemaßnahmen werden von der Ortsgruppe übernommen. Ein Großteil der Bäume hat sich in den vergangenen 14 Jahren prächtig entwickelt, z. Teil wurden auch Nachpflanzungen notwendig. Der Wert einer derartigen Streuobstwiese für die Tierwelt kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Zudem hilft seit einigen Jahren ein Imker mit seinem Bienenwagen bei der Bestäubung der reichblühenden Bäume. Seit einigen Jahren erfreuen wir die Hohenbrunner Bevölkerung im Herbst auch mit Apfelernteaktionen, frischgepresstem Apfelsaft und Apfelkuchen.

Ferienprogramm und Gemeindefeste Umweltbildung: Seit vielen Jahren beteiligt sich die Ortsgruppe an gemeindlichen Veranstaltungen, z.B. in früheren Jahren an den Umwelttagen im Neubiberger Umweltgarten,  jetzt beim alljährlichen Nachtbiomarkt, beim Ottostraßenfest und beim Festumzug 100 Jahre Ottobrunn, beim Dorffest in Putzbrunn und bei der 1200 Jahrfeier in  Hohenbrunn. Und natürlich auch beim Ferienprogramm mit Brotbackaktionen, Insektennisthilfen basteln, Schmetterlingsfest etc. Selbstverständlich ist auch immer die Mithilfe beim Ramadama in den Gemeinden.

Wanderungen und Radtourenangebote: Die Förderung des Radverkehrs war von Anfang an eines der Hauptanliegen der Ortsgruppe. Es wurden gemeinsam mit anderen Vereinen Fahrradtage und über viele Jahre Radlrallys mit dem TSV in Ottobrunn durchgeführt. Am „Mobil ohne Auto“ Tag übernahm die Ortsgruppe die Organisation der Sternradfahrten für den Südosten in die Münchner Innenstadt. Die 2 Ottobrunner Radlführer (erschienen 1995 und 1998) wurden von begeisterten Radlern der Ortsgruppe und des TSV Ottobrunn ausgearbeitet und von der Gemeinde Ottobrunn finanziell unterstützt. Sie waren ein großer Erfolg und wurden in mehreren Auflagen gedruckt. Jeweils 15 Touren zwischen 25 und 60 km, mit Start in Ottobrunn boten sowohl für Familien als auch für sportliche Fahrer landschaftlich lohnende Ausflugsziele an. Inzwischen sind viele Radtourenvorschläge auf unserer Homepage, z.T. auch mit GPS Daten zum downloaden.

Seit nunmehr gut 10 Jahren ist ein fester Bestandteil unseres Jahresprogramms die überaus beliebte Frühjahrswanderung, organisiert von Elisabeth und Anton Anderl. Sie führt immer auf verwunschenen Wegen zu reizvollen Zielen im MVV-Bereich, verbunden mit einer schönen Einkehrmöglichkeit oder der Besichtigung eines ökologischen Projekts. Darüber hinaus finden sporadisch Fahrradausflüge und Exkursionen statt, z.B. 2013 eine Jubiläumsradtour mit benachbarten Ortsgruppen zu unseren Umweltprojekten, bei der wir 100 Jahre BUND Naturschutz gebührend feiern konnten.

Die große Wertschätzung, die der Arbeit unserer Ortsgruppe entgegengebracht wird, zeigt sich auch in den zahlreichen Ehrungen und Umweltpreisen an unsere Aktiven durch die Gemeinden und das Landratsamt in den vergangenen 30 Jahren. Dies bedeutet eine kleine Anerkennung für alle, die unendlich viele ehrenamtliche Stunden in ihrer Freizeit für den Natur-und Umweltschutz einsetzen, aber auch sehr viele schöne Erlebnisse bei gemeinsamen Aktionen dafür bekommen.

Vielleicht können wir weitere Mitglieder aktivieren, sich bei unseren Aktivitäten mit einzubringen, sei es sporadisch oder eine regelmäßige Mitarbeit. Wir würden uns freuen.